Warum man all diese Arbeit leistet frage ich mich selbst auch ziemlich oft, das muss ich gestehen. Aber ich lebe mit meinen Hunden glücklich und zufrieden und möchte sie niemals mehr missen, keinen einzigen von ihnen! Auch wenn nicht jeder einen (aus mancher Leute Sicht:) "Zweck" erfüllt. Muss alles immer zweckmäßig sein und unbedingt einen "Nutzen" haben? Jeder meiner Hunde tut meiner Seele gut, erfüllt mein Herz, meinen Alltag und mein seelisches Gleichgewicht = Zweck mehr als ausreichend erfüllt. Letztlich hat sogar jeder einzelne, der keinen offiziellen "Nutzen" bringt doch seine Aufgabe und seinen eigenen Platz in unserem Rudel, unserer Familie. Sei es nur der Pausenclown der alle zu Bewegung animiert, wenn wir "unnütz" auf dem Sofa lümmeln wollten. Oder den Stylisten, der die hässlichsten Schuhe für mich zerkaut hat, vor denen mein Spiegel mich schon mehrfach gewarnt hat, ich aber zu ignorant war meinem Spiegel zu vertrauen. Jeder hat seine ganz eigene Art und alles hat seinen Sinn! Ich liebe meinen kleinen Rasenkacker des Jahres ebenso wie meinen TopDog Therapiehund, Besuchshund oder prämierten Zuchthund!
Und wenn ich einmal in eine Lebensphase kommen sollte, in der ich eine selbständige Hundehaltung nicht mehr leben kann, so würde ich mir aus tiefstem Herzen wünschen, dass sich jemand ein Herz fasst und mit diesem Aufwand vielleicht mir ein kleines Licht der Freude auf vier Pfoten wenigstens besuchsweise in mein Leben bringt!
Was ich mir für mich selbst wünsche, sollte ich doch dann auch bereit sein selbst zu geben, oder nicht?
Und ganz nebenbei bemerkt: es ist eine unglaublich tolle Art seinen Hund gut zu erziehen, ihn gut auszulasten und eine wirklich tolle und sinnvolle Zeit miteinander zu verbringen!
Immer wieder erlebt man unglaubliche tolle Momente die berühren. Sei es zu sehen, wie gebrechliche Leute, die sonst nur über ihr Leid klagen und sich in Trauer hingeben, plötzlich aufblühen, einen wachen Blick bekommen und ein Lächeln im Gesicht tragen, wenn der Hund den Raum betritt. Andere weinen vor Freude und Rührung, wenn das kleine Wesen schwanzwackelnd sich über den Menschen freut. Menschen mit Demenz erinnern sich häufig an früher und erzählen plötzlich von ihren eigenen Tieren die sie mal hatten.
Menschen mit Einschränkungen, die sich nur schwer noch bewegen möchten, vergessen gern ihre Schmerzen und das Wehklagen, wenn das Hündchen gestreichelt werden kann. Da beugen sich die Leute gern bis zum Boden um dem Hund ein Leckerchen zu reichen. Es werden Bewegungen motiviert, die ein Bewegungstrainer nur mit viel Geduld und Überredung und unter heftigem Protest abverlangen kann. Anders beim Hund, der kommt, guckt und die Leute öffnen Herz und Willen. Ganz ohne Diskussionen!
Manche haben eingeschränkte kognitive Fähigkeiten, zeigen sich sehr interessiert und offen und bemüht den Hund zu sich zu locken und ihn zu streicheln.
Manche haben sprachliche Barrieren und können oder möchten nicht mit Menschen kommunizieren. Ist der Hund anwesend gibt es plötzlich ein angenehmes Thema was Gesprächsstoff bietet. Notfalls unterhalten sich die Leute sogar angeregter mit dem geduldig lauschenden Hund, als mit dem menschlichen Umfeld.
Nach einem Schlaganfall konnte ein Herr nur beschwerlich gehen, er hatte Mühe sich zu konzentrieren und seine Hände zu steuern, konnte oft kaum ein klares Wort sprechen. Doch wenn der Hund zu Besuch war, nahm er alle Mühen auf sich, um den Hund aufzusuchen, kam zum Hundchen und streichelte ihm vorsichtig über den Kopf und sprach so deutlich mit dem Hund wie mit keinem Logopäden zuvor.
Eine Dame in weit fortgeschrittener Demenz, benötigte bei allen Dingen des täglichen Lebens Hilfestellungen, bringt keine verständlichen Wörter mehr heraus, eine klare Kommunikation ist seit Monaten nicht möglich, sinngemäße Worte kann sie nicht mehr wiedergeben. Hat sie etwas zu Trinken zu sich genommen hat sie es im gleichen Augenblick bereits wieder vergessen.
Mit meinem Hund zeigte ich in der Gruppenrunde einige kleine Tricks und eine spielerische Vorführung. Die Dame saß integriert bei den Zuschauern. Die Vorführung nahm sie regungslos hin. Nach der Vorführung ging ich mit meinem Hund auf Zimmerbesuche, um Menschen zu besuchen, die das Bett nicht mehr verlassen konnten. Nach ca. 1,5 Stunden verabschiedete ich mich von der Einrichtung und traf die stark demente Dame nochmal, an der Hand geführt von ihrer Betreuung. Die Betreuerin zeigte auf den Hund und wollte der dementen Dame eine Regung entlocken. Die demente Dame schaute auf den Hund und erklärte etwas gestammelt aber gut verständlich der Betreuerin, dass der kleine Hund vorhin Tricks vorgeführt hatte. Es war unbeschreiblich und ein Gänsehautmoment. Einer von tatsächlich vielen!
Besonders heftige Reaktionen lockt ein Hündchen bei Dementen Menschen oder stark in sich gekehrten Menschen hervor. Manchmal zeigt ein Lächeln mehr als tausend Worte und manchmal ist die Freude einfach auf beiden Seiten groß, wenn der Hund überfreudig mit Namen von den Leuten gerufen wird und dann schwanzwackelnd seine hoheitliche Aufmerksamkeit überreicht bekommt, die er verdient.
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